Wachstumshormon bzw. Somatotropin ist ein Botenstoff (Hormon), der in der Hirnanhangdrüse (Hypophyse) gebildet wird. Es wird dort in die Blutbahn abgegeben und entfaltet seine Wirkung an verschiedenen Orten im Körper. Wichtig ist Wachstumshormon u.a. für das Längenwachstum im Kindes- und Jugendalter. Aber auch noch im Erwachsenenalter spielt es bei der Regulation des Zuckerhaushaltes, Fett- und Knochenstoffwechsels sowie bei vielen anderen Körperfunktionen eine wichtige Rolle. Wachstumshormon wird lebenslang gebildet, die Konzentration im Blut nimmt jedoch mit zunehmendem Alter ab.

Wachstumshormon ist nicht nur für das Wachstum zuständig, sondern spielt außerdem eine Rolle bei der Regulation des Fett- und Muskelstoffwechsels sowie des Zuckerhaushaltes.

Wachstumshormon wird biotechnologisch hergestellt, indem das Wachstumshormon-Gen in Bakterien eingefügt wird. Die Bakterien produzieren dann Wachstumshormon, welches durch mehrere Verfahren gereinigt und dann abgefüllt wird. Neben der Tatsache, dass durch die gentechnologische Herstellung Wachstumshormon in ausreichender Menge zur Verfügung gestellt werden kann, ist auch eine Infektionsgefahr so gut wie ausgeschlossen. Früher wurde Wachstumshormon aus menschlichem Gewebe isoliert. Dieses wegen der Infektionsgefahr nicht unproblematische Verfahren wird seit Jahrzehnten nicht mehr angewandt.

Da Wachstumshormon tageszeitabhängig ins Blut abgegeben wird, ist es schwierig, einen Wachstumshormonmangel mit einer einzelnen Blutabnahme zu bestimmen. Man bedient sich deshalb sogenannter Stimulationstests.

Stimulationstests sind laborchemische Untersuchungen, die Aussagen über den Funktionszustand der Hypophyse geben, d.h. wieviel Wachstumshormon maximal ausgeschüttet werden kann. Die gebräuchlichsten sind der Insulinhypoglykämietest oder der Arginin-Stimulationstest. In der Regel werden zwei Tests durchgeführt. Durch die Injektion von Insulin wird z.B. ein niedriger Blutzuckerwert (Hypoglykämie) hervorgerufen. Dies bedeutet für den Körper Stress (was sich wiederum in Symptomen wie Schweißausbrüchen, Hunger und Müdigkeit äußert) und führt zur Ausschüttung von Wachstumshormon. Auch die Injektion von Arginin führt zum Anstieg des Wachstumshormonspiegels im Blut. Bei Patienten mit Wachstumshormonmangel fehlt ein Anstieg oder ist deutlich vemindert.

Wachstumshormon ist ein Eiweißmolekül, das im Magen-Darm-Trakt von Enzymen zersetzt und damit inaktiviert wird. Deshalb ist es derzeit nicht möglich, Wachstumshormon in Tablettenform anzubieten.

Früher musste das Wachstumshormon vor der Verwendung mit einem Lösungsmittel aufgelöst (rekonstituiert) werden. Mit der Einführung von flüssigem Wachstumshormon 1999 hat sich die Anwendung deutlich vereinfacht, denn die Substanz ist bei den meisten Herstellern in Fertigpens bereits fertig gelöst und kann direkt injiziert werden.

In den meisten Fällen ja. Jedoch ist in jedem Fall ärztlicher Rat einzuholen.

Rekombinantes Wachstumshormon wird seit über 30 Jahren zur Behandlung von Kleinwuchs eingesetzt. Bislang konnte kein vermehrtes Auftreten von bösartigen Erkrankungen festgestellt werden. Liegt allerdings bereits eine bösartige Erkrankung vor, die noch nicht ausgeheilt ist, darf Wachstumshormon nicht angewendet werden.

Bei den meisten Erkrankungen (v.a. gängige Krankheiten wie Erkältung, Magen-Darminfekte o.ä.) kann die Therapie mit Wachstumshormon ohne weiteres fortgesetzt werden. Im Zweifelsfall holen Sie ärztlichen Rat ein.

Da es sich bei Wachstumshormonmangel um eine Erkrankung handelt, bei der ein körpereigener Stoff fehlt, werden die besten Ergebnisse bei der Behandlung dieser Krankheit dadurch erreicht, dass dem Körper das fehlende Hormon zugeführt wird.

Die Diagnose “Wachstumshormonmangel beim Erwachsenen” ist ein zugelassener Anwendungsbereich für Wachstumshormon. Die Therapiekosten müssen von den Krankenkassen übernommen werden, wenn die Kriterien für einen schweren Wachstumshormonmangel vorliegen. Diese Kriterien werden ärztlich untersucht und dokumentiert. Sollte es Probleme mit Ihrer Kasse geben, wenden Sie sich bitte an Ihre Behandlungseinrichtung.